Ludwig Wittgenstein. The Whewell’s Court Lectures, Cambridge 1938-1941
Projektleiter: Dipl.-Volksw. Dr. Volker A. Munz, M.A.
Projektmitarbeiter: lic. phil. Bernhard Ritter
Bei dem vorliegenden Projekt handelt es sich um eine Fortsetzung des Projektes P18200-G6. Das Vorgängerprojekt hat sich mit der Edition bisher unveröffentlichter Vorlesungsmitschriften von Wittgenstein-Vorlesungen beschäftigt. Die Aufzeichnungen stammen von Yorick Smythies, einem engen Freund und Schüler Wittgensteins.
Die Vorlesungszyklen erstrecken sich von Frühjahr 1938 bis 1947, der Schwerpunkt liegt zwischen dem Frühjahrstrimester 1938 und dem Herbsttrimester 1940. Mit Ausnahme der Lectures and Conversations on Aesthetics, Psychology and Religious Belief, A Lecture on Freedom of the Will und Wittgenstein’s Lectures on the Foundations of Mathematics sind keine Mitschriften aus diesem Zeitraum bekannt.
Die Beschäftigung mit dem gesamten Korpus zeigte die hohe Qualität des Materials. Eine Publikation wird sicher neue Diskussionen zentraler Themen der Philosophie Wittgensteins initiieren. Der Wert der Mitschriften wird unter anderem dadurch deutlich, dass Wittgenstein in seinen Vorlesungen wesentliche Fragestellungen systematischer und fokussierter behandelt als in seinen eigenen Schriften. Smythies‘ Korpus eröffnet der Wittgensteinforschung daher einen alternativen Zugang, da die Vorlesungen oftmals einen höheren Grad an inhaltlicher und methodischer Kontinuität aufweisen als Wittgensteins Originaltexte. Darüber hinaus finden sich in den einzelnen Zyklen zahlreiche Beispiele, welche sich in teils identischer, teils nur leicht abgewandelter Form auch in seinen publizierten Arbeiten finden. Insbesondere die Verteilung dieser Beispiele in verschiedenen Kontexten hilft dabei Verbindungen und Zusammenhänge zwischen diversen Fragen, die Wittgenstein behandelt, zu erkennen, die ohne diese Bindeglieder keineswegs ersichtlich wären. Ein Vergleich der variierenden Kontexte macht daher die Bannbreite an Verknüpfungen unterschiedlicher Zugangsweisen und inhaltlicher Schwerpunktsetzungen Wittgensteins zu thematisch für ihn in engem Zusammenhang stehenden Fragen deutlich. Die Vorlesungsmitschriften liefern somit eine ideale Ergänzung zu den bisher zugänglichen Schriften Wittgensteins.
Das gesamte Material gliedert sich in verschiedene Ausführungen: Zunächst die unmittelbar während den Vorlesungen entstandenen Aufzeichnungen von Smythies. Die von Smythies dabei verwendete Kurzschrift garantiert eine besonders wortgetreue Wiedergabe der Wittgenstein’schen Vorlesungen. Darüber hinaus existieren verschiedene handschriftliche Überarbeitungen dieser Notizen und auf Kassetten von Smythies diktierte Versionen der Mitschriften. Auf Grundlage dieser Kassetten entstanden schließlich verschiedene, zum Teil stark von einander abweichende Typoskripte.
Ziel der künftigen Forschungstätigkeiten ist die Publikation sämtlicher Vorlesungs-aufzeichnungen auf Grundlage der während der Vorlesung entstandenen Notizen. Neben einer Druckfassung ist die Publikation einer handschriftlichen Faksimileausgabe geplant, auch, um die editorischen Schritte vollständig transparent zu machen, sowie der diktierten Tonbandaufzeichnungen Smythies‘ auf digitalen Datenträgern.